Permakultur – Eine Definition

Permakultur ist ein Gestaltungsansatz, der uns ermöglicht, unsere Lebensräume nachhaltiger zu gestalten. Die beiden „Pioniere“ und Begriffspräger, Bill Mollison und David Holmgren, waren in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in Australien auf der Suche nach einer nachhaltigeren Form der Landnutzung als sie damals wie heute in weiten Teilen der Erde betrieben wurde und wird. Bill Mollison erhielt für seine Arbeit 1984 den Alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award). Obwohl der Begriff Permakultur aus den Worten „permanent agriculture“ (dauerhafte Landnutzung) gebildet wurde und viele Menschen sofort an eine bestimmte Art von Gartenbewirtschaftung denken, hat sich die Bedeutung zügig zu einer Beschreibung für „permanent culture“, eine dauerhafte menschliche Kultur, weiter entwickelt. Bei dieser neuen Form der Landnutzung und der Gestaltung von Projekten o.ä. wird versucht, entsprechend dem Grundsatz „80% Planen, 20% Tun“ zu arbeiten und „arbeits- und ressourcenextensive und gleichzeitig ertragsintensive“ Lösungen zu entwickeln. David Holmgren   Bill Mollison (Fotos: D. Holmgren und Bill Mollison photo-credits: D. Holmgren bzw. Scott London) Permaculture: A Quiet Revolution — An Interview with Bill Mollison (in Englisch), by Scott London

Ethik

Dem permakulturellen Gestaltungsansatz liegt eine Ethik zugrunde, die in anderen planerischen Ansätzen in dieser Form nicht zu finden ist. Permakultur macht sich zur Aufgabe, folgenden drei Aspekten Rechnung zu tragen:Ethics
  • Sorge um die Erde (Earth Care)

  • Sorge um den Menschen (People Care)

  • Gerechtes Verteilen und Nutzen von Ressourcen (Fair Shares)

Entsprechend der Nachhaltigkeitsdefinition streben permakulturell gestaltete Systeme an, in der Gegenwart und für nachfolgende Generationen von Lebenwesen allen die gleichen Lebensbedingungen zu ermöglichen und zu hinterlassen, wie wir sie vorfinden. Dabei geht es nicht um die Verbreitung des westlichen, nicht nachhaltigen Lebensstandards auf alle Regionen der Erde, sondern um ein Bewusstsein für herrschende Ungerechtigkeiten und um das Aufzeigen und Etablieren von Alternativen.

Prinzipien

Handlungsweisend in der Gestaltung sind verschiedene Prinzipien, die in erster Linie aus der Beobachtung von Ökosystemen abgeleitet wurden. Die Fragestellung war: „Welche Prinzipien liegen sich selbst erhaltenden Systemen zugrunde?“ Dabei wurden immer wieder auftauchende Grundsätze der Ökologie und anderer Systeme erkannt und versucht, diese so abstrakt zu formulieren, dass sie auf andere Zusammenhänge übertragbar sind. Beispiele hierfür sind die Ökosystemkriterien, z.B.
  •  Vielfalt – erhöht die Stabilität eines (Öko-) Systems, im Gegensatz zu Monokultur, die einen hohen Energieaufwand braucht und auf Einflüsse von Außen mit Schwierigkeiten reagiert.
  •  Durchlässigkeit – das (Öko-) System hat keine starren, geschlossenen Grenzen sondern ist bis zu einem gewissen Grad offen für Einflüsse von und nach Außen.
Die Prinzipien können dazu dienen, einen Entwurf zu überprüfen: „Habe ich das Prinzip ‚Produziere keinen Abfall‘ berücksichtigt? Wenn nein, wo sind die Abflüsse in meinem System und wie kann ich diese in einen Kreislauf einbinden?“ Einen ersten Überblick über die Prinzipien bietet folgende Grafik nach David Holmgren: Mehr Details zu den einzelnen Prinzipien hier: Essence of Permaculture – David Holmgren (deutsch). (Source and credits: https://permacultureprinciples.com/)

Gestaltungsprozess und -Methoden

Gestaltungsprozesse und -Methoden Permakultur-Gestaltung ist ein Prozess, bei dem es darum geht, mit der zu gestaltenden Umgebung oder Aufgabe eine Verbindung aufzunehmen, so dass die Gestaltung selbst eine logische Folge aus dieser Verbindung ist. Für diesen Prozess können unterschiedliche Prozeduren herangezogen werden, die aus mehreren Phasen bestehen. Eine klassische Prozedur ist z.B. „OBREDIMET“ (Akronym aus den Worten Observation, Boundaries, Ressources, Evaluation, Draft, Implementation, Maintenance, Evaluation, Tweaking for Improvement). Zu Beginn einer jeden Gestaltungsaufgabe liegt die Beobachtungsphase (Observation). Sie ist zentral, denn sie sammelt Informationen über Hintergründe, vorhandene Pflanzen und Tiere, soziale Strukturen, finanzielle Möglichkeiten, etc. Eine weitere wichtige Phase ist die Analyse (Boundaries, Ressources, Evaluation), in welcher die Informationen strukturiert und bewertet werden – was ist wichtig, was nicht so sehr? Was ist eine Einschränkung, was ein Vorteil? Die Entwurfsphase (Draft) folgt, sobald die Gestaltenden mit dem Projekt, der Umgebung,… verbunden sind. In der Entwurfsphase wird auf der Grundlage der gesammelten Informationen und mit Unterstützung der Prinzipien und der Ethik eine Gestaltung entwickelt, die den Bedürfnissen aller entspricht. Ist ein stimmiger Entwurf gefunden, kann mit der Umsetzungsphase (Implementation) begonnen werden. Während aller Phasen läuft die Beobachtung immer mit und geht bei der Umsetzung in eine Evaluierung des Geschaffenen über, womit der Kreislauf im Grunde von vorn beginnt bzw. an der Verbesserung von Detaillösungen gearbeitet werden kann (Tweaking for Improvement). Für jede dieser Phasen gibt es Methoden, die dabei helfen, Informationen zu sammeln, diese zu strukturieren und in der Entwurfsphase die Komplexität eines ganzheitlichen Entwurfs herunter zu brechen und zu erleichtern. PK Overview MS-001Das Ziel des Gestaltungsprozesses ist der Entwurf (und die Umsetzung) eines ganzheitlichen Konzeptes für ein Gelände oder andere Lebensbereiche, so dass dieser möglichst energie- und arbeitsextensiv und gleichzeitig ertragsintensiv angelegt ist und insgesamt der ethischen Grundlage entspricht. (Grafik: Ein Überblick über die wesentlichen Elemente von Permakultur als Planungstechnik erstellt von Martin Stengel)